Leseprobe
„Pearl! Halt still!“
Pearl, das selbstverliebte Seepferdchen, das sich gerne in ihrer Perlenkette betrachtet, setzt sich wie jeden Samstag vor Corallis in Szene und beschwert sich murmelnd: „Ist das Bild von mir schon fertig, Corallis? Letztes Mal hat es nicht so lange gedauert.“
Gelangweilt seufzt Pearl auf und hört nicht auf zu zappeln.
Doch Corallis winkt nur ab und sagt: „Ein gutes Bild braucht seine Zeit. Und zappel nicht so herum, Pearl! Sonst dauert es noch länger.“
Er versucht, sie so gut zu malen wie möglich, schwingt seinen Pinsel konzentriert und die Sandfarbe auf seinem Bild nimmt langsam Gestalt an.
Er muss sich immerhin auch beeilen, denn seine Freunde, die Delfine Bubble und Flip warten in der Anemonen-Grotte bereits auf ihn.
Gemeinsam haben sie viel Spaß in ihrem tiefen Ozean, wenn Corallis nicht gerade in seine Malerei vertieft ist und sich von der Magie des Meeres faszinieren lässt.
Auch heute schwimmen die drei wieder um die Wette durch die Lagune und entfernen sich dabei so weit vom Korallenriff wie noch nie zuvor.
Bubble und Flip stoßen sich gegenseitig mit ihren Flossen an und halten plötzlich inne.
„Corallis“, sagt Bubble, „Hast du nicht Lust, mit uns bis zur Meeresoberfläche zu schwimmen?“
Flip betrachtet ihn erwartungsvoll, doch Corallis schüttelt heftig seinen Kopf.
„Nein, auf keinen Fall! Ich bin nicht so schnell und kräftig wie ihr. Der Ozean ist meine Welt. Nicht das, was darüber liegt, was immer es auch sein mag.“
Bubbles Enttäuschung ist kaum zu übersehen.
„Aber Corallis! Wir wollen doch nicht aus dem Wasser … nur mal einen Blick auf das werfen, was hinter alldem liegt.“
Doch Corallis schüttelt erneut den Kopf.
„Tut mir leid, Freunde. Habt ihr nicht mitbekommen, dass Blumbal, der Kugelfisch, nie mehr zurückgekehrt ist, seit er sich in die oberen Gewässer gewagt hat?“
Flip schnaubt.
„Ach, der alte Blumbal, der ist garantiert schon beim Hinschwimmen gestorben.“
Corallis verabschiedet sich von seinen Freunden und macht sich auf den Heimweg, nicht ohne ihnen noch einmal hinterher zu blicken, wie sie mit ihren kraftvollen Flossen zur schimmernden Oberfläche schwimmen. Corallis ist für so etwas einfach nicht gemacht.
Mit seinem eher rundlichen Seepferdchenkörper gehört er in die Tiefen des Meeres.
Er bedauert seine Entscheidung nicht länger, während er der bunten Pracht des Meeres und dem tobenden Leben innerhalb seines heimischen Riffs beiwohnt und sich daran erfreut. Hier war Corallis geboren und keine zehn Seepferde würden ihn hier jemals fortbringen.
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